Wieder einmal düsen wir mit dem Zug zum Flughafen Zürich. Dieses Mal geht es in den Norden, nämlich nach Schottland. Und es ist ein reiner Mädelstripp, denn ich bin mit meiner Tochter Carina unterwegs.
Wir erreichen Edinburgh gegen 19 Uhr und nehmen ein Taxi zum „Britannia Hotel“. Es ist schon ziemlich in die Jahre gekommen, aber das Zimmer ist groß und mit Blick auf den Fluss Leith. Wider Erwarten hat es angenehme 22 Grad und Sonnenschein. In der Hoffnung ein nettes Café oder Restaurant zu finden, spazieren wir los und finden das Dean Village. Die Häuser sind malerisch, aber leider ist es eine reine Wohngegend. Für heute muss also ein Drink an der – nicht sehr einladenden – Hotelbar genügen. Wir organisieren online noch Tickets für den Hop-on/off Bus und gehen recht früh schlafen.






In der Nacht hat das Wetter umgeschlagen – es regnet. Wir brechen schon um 8 Uhr morgens zu Fuß auf in Richtung City. Es ist noch zu früh für den ersten Hop-on/off Bus und wir gönnen uns zuerst Kaffee und die landestypischen Scones mit Clotted Cream und Marmelade. Wir durchstreifen noch einen nahen Friedhof und können schon einen Blick auf den Schlossberg werfen.
Da der Regen immer stärker wird, beschließen wir zunächst eine ganze Runde mit dem Bus durchzufahren. Das dauert etwas über 1 Stunde, aber die Infos per Audioguide sind super interessant und wir sehen schon ein paar Ecken, die wir gerne anschauen wollen.
Als erstes gehen wir auf den Castle Hill, eine Felsformation vulkanischen Ursprungs, die vor 340 Millionen Jahren entstanden ist und auf dessen Spitze Edingburgh Castle steht. Das Schloss ist eine der Hauptattraktionen Schottlands und leider sind für den heutigen Tag keine Eintrittstickets mehr verfügbar. So können wir es nur aus einiger Entfernung betrachten. Wir wandern durch die Altstadt entlang der Royal Mile, durchstöbern Wollgeschäfte, die vor allem Schals, Kilts und alles was dazugehört anbieten und kehren in einem Pub ein, um die berühmten Pies zu probieren. Als Fans der Buch- und Netflix-Serie „Outlander“ halten wir auch an zwei Drehorten und gelangen schließlich zum Holyrood Palace. Dort haben wir Glück. Es ist gar nicht viel los und wir bezahlen gerne die 25,- £ Eintritt, um die offizielle Residenz der britischen Monarchen in Schottland zu besichtigen. Sehr hilfreich ist der deutschsprachige Audioguide, der uns nicht nur Infos zu den Räumen gibt, sondern vor allem spannende historische Details liefert.
Eigentlich wollen wir auch noch ins Nationalmuseum, aber es schließt schon um 17 Uhr und da bliebe uns nur eine halbe Stunde Zeit. Wir steigen ein paar Haltestellen früher aus, laufen an den Geschäften in der Princess Street vorbei und landen schließlich in der kleinen Rose Street mit ihren hübschen Bars. Dort kehren wir nochmals ein und haben dann noch einen 30minüten Fußmarsch zurück ins Hotel vor uns.





















Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Wir checken aus, lassen den Koffer aber noch im Hotel. In einem 40minütigen Spaziergang erreichen wir pünktlich zur Öffnung um 10 Uhr den Botanischen Garten. Die Anlage ist überschaubar groß und in verschiedene Bereiche unterteilt. Leider sind die Glashäuser derzeit nicht geöffnet. Ein nettes Detail sind die versteckten kleinen Pandabär-Figuren im chinesischen Teil. Das Terrace Café bietet sich für unsere Frühstückspause an.
Per Uber fahren wir dann zum Nationalmuseum, das viele Exponate zur schottischen Industriegeschichte und naturkundliche Ausstellungen in mehreren Etagen beherbergt. Nach zwei Stunden schwirrt uns der Kopf und wir brauchen eine Pause. Wir gönnen uns noch einmal ein Uber, um unsere Koffer zu holen und uns zum Flughafen bringen zu lassen. Dort übernehmen wir unser Mietauto und fahren nach Glenrothes. Es ist nur eine kurze Strecke (etwa eine halbe Stunde), aber gut um sich an den Linksverkehr und das Auto zu gewöhnen. Carina übernimmt gottseidank das Fahren. Wir haben ein Zimmer im „BW Balgeddie House“ gebucht. Das Hotel liegt in einem historischen Landhaus und verfügt sogar über einen Spa-Bereich, den wir allerdings nicht nutzen. Dafür aber das 3-Gänge Menü, das anlässlich des heutigen Vatertags hier angeboten wird.


















Wie schon in den letzten beiden Tagen, wachen wir sehr früh auf. Vielleicht liegt es daran, dass es hier nachts kaum dunkel wird. Wir wussten gar nicht, dass das auch in Schottland so ist. Für heute sind wir jedenfalls froh, schon um 8 Uhr abfahrbereit zu sein, denn wir haben viel vor.
Als erstes besuchen wir Falkland. Der Ortskern musste in Outlander als Filmkulisse für Inverness in den 40er-Jahren herhalten. Die alten Steinhäuser und kleinen Gassen sind wirklich malerisch schön. Und die Scones und Pies aus der Dorfbäckerei duften zu himmlisch um daran vorbeizugehen.
Weiter geht die Fahrt entlang der Ostküste. Etwa 3 km südlich von Stonehaven liegt auf einer Landzunge die Ruine von Dunnotar Castle. Über einen Küstenweg gelangt man entweder zum Schloss oder auf den gegenüberliegenden Hügel, von wo man den besten Blick darauf hat.
Nun durchqueren wir Schottland. Die 4000 Jahre alten Clava Cairns in der Nähe von Inverness zeugen von den Totenkulten der Bronzezeit in Schottland. Unser Weg hierher führt uns über schmale Feldwege durch eine ländliche Idylle und an einem schönen Viadukt vorbei.
Letzter und für uns wichtigster Stopp ist das Culloden Battlefield. Hier fand am 16. April 1746 die letzte Schlacht des Jakobitenaufstands statt. Mit dem Sieg der Engländer wurde die Herrschaft der Clans beendet. Der Außenbereich kann kostenlos besichtigt werden. Im Besucherzentrum gibt es jedoch auch ein kleines Museum, das die Geschichte aufarbeitet und die 12,50 £ Eintritt allemal wert ist.
Entlang des Loch Ness fahren wir bis Drumnadrochit, wo wir in „Fiddlers Highland Restaurant“ zu Abend essen. Von hier sind es nur mehr 15 Minuten bis zu unserem Tiny House bei den „Lochness Glam Lodges“ – unserem Zuhause für 3 Nächte.





















Heute werfen wir als erstes einen Blick auf Urquart Castle, das wunderschön am Loch Ness liegt. Unser eigentliches Ziel ist jedoch das „Highland Folk Museum“ in Newtonmore. Während der Fahrt erwischt uns 2x ein kräftiger Regenguss, aber danach zeigt sich schon wieder die Sonne und so können wir bei herrlichem Wetter das Freilichtmuseum durchstreifen. Es stellt in vier Teilbereichen das Leben in den Highlands von der frühen Neuzeit bis in die frühe Nachkriegszeit dar.
Auf dem Rückweg besichtigen wir Inverness. Eigentlich gefällt uns hier nur der „Victorian Market“, eine überdachte Einkaufspassage aus dem 19. Jhd. mit kleinen Läden für Geschenke und Souvenirs sowie Cafés und Restaurants. Ansonsten fehlt uns der historische Charme, den wir uns vorgestellt haben.


















Wir haben wieder einen langen Tag vor uns. Unser erstes Highlight „Eilean Donan Castle“ thront auf einer kleinen Insel, die bei Flut komplett vom Meer umspült wird. Auf die Insel, gelangt man nur über eine langezogene und wunderschöne steinerne Brücke. Diese Brücke und das düstere Gemäuer dahinter hat Eilean Donan berühmt gemacht, denn es diente immer wieder als Filmkulisse, z.B. für „Highlander“ oder James Bonds „Die Welt ist nicht genug“.
Über die steile Skye Bridge fahren wir auf die Isle of Skye. Die teils zerklüftete teils hügelige Landschaft, das Fischerdorf Portree, alte Steinbrücken, Wasserfälle, eine Kerzenfabrik und Dunvegan Castle verleiten uns dazu, alle paar Kilometer stehen zu bleiben und so sind wir nahezu 12 Stunden unterwegs. Eigentlich könnte man gut eine ganze Woche nur hier auf dieser Insel verbringen. Neben den wunderbaren Eindrücken haben wir nun auch viele kleine Mitbringsel wie Kerzen, Meersalz und Fudge im Gepäck.



























Bei strahlendem Sonnenschein – wir wissen gar nicht, woher das schottische Wetter seinen schlechten Ruf hat – verlassen wir die Gegend von Loch Ness. Harry Potter hat das „Glennfinnan Viaduct“ wohl weltberühmt gemacht und zum ersten Mal haben wir Pech. Im weiten Umkreis sind alle Parkplätz belegt und so erhaschen wir nur von weitem einen Blick auf die Eisenbahnbrücke.
Das tiefe Tal Glen Coe ist von hoch aufragenden Bergen umgeben und wurde über Jahrtausende von eisigen Gletschern und Vulkanausbrüchen geformt. Die Fahrt durch diese atemberaubende Landschaft ist einmalig schön.
Wir erreichen die ehemalige Grafschaft Stirling und besichtigen die spätmittelalterliche Burg „Doune Castle“. Sie ist eine der letzten Burgen in ganz Europa aus dem 14. Jahrhundert, die derart gut erhalten ist. Kein Wunder, dass auch sie schon oft als Filmkulisse herhalten musste: Burg Winterfell in Game of Thrones, Burg Leoch in Outlander und für Monty Python als Set für „Die Ritter der Kokosnuss“. Die englischen Komiker machten aus Doune im Film gleich mehrere Burgen: Swamp Castle, Castle Anthrax (auf Deutsch „Schloss Dosenschreck“) und das berühmte Camelot selbst.
Was auf einer Schottlandreise auch nicht fehlen darf, ist der Besuch einer Whisky-Brennerei. Wir entscheiden uns für die Deanston Destillery, die in einer alten Baumwollfabrik angesiedelt ist. Nach einer anschaulichen Führung gibt es selbstverständlich auch noch zwei Sorten zum Probieren. Gottseidank ist es von hier nicht mehr allzuweit zu unserer nächsten Unterkunft „Broomhall Castle“ in der Nähe von Stirling.





















Gestärkt durch ein ausgiebiges schottisches Frühstück sind wir fit, um Stirling zu erkunden. Wir steigen zuerst zum Schloss hinauf und wandern dann durch die Altstadt, die mit ihren alten Kirchen und Türmchen sehr schön ist. So hatten wir es uns in Inverness vorgestellt. Sehr unterhaltsam ist die Performance Tour im Old Town Jail, zu der wir uns spontan entschließen. Es bleibt noch Zeit, in der Baker Street in einem Pub Halt zu machen, bevor wir unser nächstes Ausflugsziel anfahren: Drummond Castle Gardens.
Das Schloss ist privat und kann nicht besichtigt werden, sehr wohl aber die Gärten, die im Stil von Versailles angelegt sind. Drummond Castle Gardens zählt zu den bedeutendsten und beeindruckendsten formalen Gärten Europas und Schottlands und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurden die Gärten neu gestaltet und terrassiert. Die heutigen formalen Gärten wurden in den 1950er Jahren neu bepflanzt, bewahren aber viele ihrer ursprünglichen Merkmale.
Mit dem Besuch des Wallace Monuments schließen wir unseren Besuch in Schottland ab. Der 67 Meter hohe vierkantige Turm wurde 1869 zum Gedenken an den Freiheitskämpfer William Wallace errichtet. Über eine steile Wendeltreppe erreicht man Ausstellungen in 3 Etagen und wird auf der Turmspitze mit einem fantastischen Ausblick belohnt.




































Viel zu schnell geht unsere Zeit in Schottland zu Ende. Es gäbe noch so viel zu entdecken. Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als noch einmal wiederzukommen.
(Juni 2025)