Toskana

6 Uhr früh – Abfahrt nach Viareggio. Wir fahren über den Splügenpass mit seinen abenteuerlichen Kurven und einer Außentemperatur von nur 9 Grad. Um 14 Uhr erreichen wir unser Ziel und werden von unserer Airbnb-Gastgeberin herzlich begrüßt. Die Wohnung ist toll, vor allem die Terrasse. Wir erholen uns kurz und gehen an die Strandpromenade, für die Viareggio berühmt ist. Unzählige Restaurants, Bars und Shops reihen sich aneinander. Dazwischen gibt es Durchgänge zu den verschiedenen Bagnos. Heute ist unser Ziel aber das Restaurant Seagull. Wir waren gespannt, ob es das noch gibt. Haben wir doch schon vor 20 Jahren, als wir mit unseren Kindern noch am Campingplatz von Viareggio Urlaub gemacht haben, immer gerne dort gegessen. Und ja, es gibt das Lokal noch, das Essen ist immer noch spitze und unsere Kids sind dieses Mal auch wieder mit dabei. Ein Family-Revival sozusagen.

Wir fahren nach Lucca und bummeln durch die kopfsteingepflasterten Gässchen, trinken Wein, genießen die Atmosphäre. Italien hat so einen eigenen Flair, der einen sofort in Urlaubsstimmung versetzt. Sobald man die Stadtmauer hinter sich gelassen hat, entdeckt man an jeder Ecke etwas Sehenswertes. Lucca hat sich den mittelalterlichen Flair erhalten und die großen Plätze, die romanischen Kirchen und die mittelalterlichen Türme lassen erahnen, dass die Stadt einst große Bedeutung gehabt hat.

Heute geht es nach Pisa. Zuerst gehen wir zwar – wie die meisten Touristen – zum Schiefen Turm, der sich übrigens schon während seiner Bauzeit (Beginn 1173) arg zur Seite neigte, was zunächst zu einem Baustopp führte. Mit verschiedenen Maßnahmen versuchte man, der Neigung entgegenzuwirken. Aber vergeblich. Das große Gewicht drückt auf eine relativ kleine Fläche aus nicht sehr festem Untergrund. Die gesamte Bauzeit dauerte ca. 200 Jahre, da der Bau durch Kriege unterbrochen wurde und zeitweise das Geld ausging.

Uns zieht es dann eher in die ruhigen Seitengassen. Es ist wahnsinnig heiß und ein Zwischenstopp in den schattigen Straßencafés ist uns sehr willkommen. Auch entlang des Arnos, der durch Pisa fließt, findet man viele ruhige Plätzchen. Es scheint, als würden die meisten BesucherInnen nur wegen des Turms kommen. Dabei hat Pisa so viel mehr zu bieten.

Eigentlich wollten wir noch weiter nach San Gimiliano, aber das ist uns für heute zu weit. Im Internet entdecken wir, dass San Miniatio – eine Mekka für weißen Trüffel – nur 1 Stunde entfernt ist. Und so beschließen wir, dorthin zu fahren. Das kleine Dorf liegt wunderschön auf einer Anhöhe, ist aber ziemlich ausgestorben. Kein Wunder, es hat fast 40 Grad und alle halten Siesta. Wir steigen dennoch die Anhöhe zu einem Turm hinein, der schon von weitem sichtbar ist. Die Aussicht über die toskanische Landschaft, lohnt die Anstrengung. Leider gibt es nicht, wie erhofft, eine Einkehrmöglichkeit. So laufen wir zurück ins Zentrum und haben Glück, dass man uns wohl ansieht, wie durstig wir sind. So bekommen wir in einem Lokal, das gerade schließen wollten, noch ein paar Drinks. Auf dem Heimweg kaufen wir noch frische Tomaten, Pasta und Wein und beschließen, heute einmal selber zu kochen und den Abend auf unserer Terrasse ausklingen zu lassen.

Den nächsten Tag verbringen die Jungs am Strand, während wir Mädels unsere Wohnung putzen und eine tolle Zeit auf der schattigen Terrasse verbringen. Dabei überlegen wir, was unser nächstes Auflugsziel sein könnte. Das tolle an Viareggio ist ja seine Lage. Innerhalb von 1 bis 2 Stunden erreicht man die schönsten Ziele.

Wir entscheiden uns für die Cinque Terra, genauer für das Örtchen Vernazza, das als das schönste der 5 Dörfer in der Cinque Terra gilt. Eine Baustelle beschert uns zwar einen riesigen Umweg, aber die kurvenreiche Fahrt durch die Landschaft ist atemberaubend. Vernazza ist autofrei, das heißt, man parkt ca. 2 km außerhalb oder fährt es mit Schiff oder Zug an. Die Masse an Menschen, die sich durch die engen Gassen quetscht, überrascht uns dann aber doch. Es wäre herrlich am Hafen schwimmen zu gehen, aber leider haben wir unsere Badesachen im Auto gelassen. So quälen wir uns bei größter Hitze hinauf zur mittelalterlichen Doria-Felsenburg, deren Turm schon von weitem sichtbar ist. Der Ausblick ist gigantisch. Danach versuchen wir, in einem der Restaurants einen Platz zu bekommen, was einfach unmöglich ist. Wir sehen dann aber am anderen Ende vion Vernazza – wieder auf einer Anhöhe – ein paar Schirmchen und wirklich bekommen wir dort einen Platz auf dem Balkon mit Blick über den gesamten Ort. Besser könnte es nicht sein, zumal auch das Essen ganz ausgezeichnet schmeckt. Mit einem Zwischenstopp in La Spezia geht es dann am späten Nachmittag wieder heimwärts.

Am Donnerstag ist Markttag in Viareggio. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Den Nachmittag verbringen wir am Strand. Leider hat es heute viele Algen und Quallen, was das Badevergnügen etwas beeinträchtigt, aber auch ein Spaziergang am kilometerlangen Sandstrand macht Spaß. Florenz wäre als Ausflugsziel noch eine Option, aber da wir nur noch 1 Tag hier haben, ist es uns doch zu weit.

Am nächsten Tag machen wir die Wohnung wieder fit für die Übergabe und beschließen, noch etwas Zeit am Gardasee zu verbringen. Schnell ist ein Hotel in Lazise gefunden.

Die Fahrt zieht sich, insbesondere weil wir auf der Hälfte der Strecke im Auto einen Alarm haben, dass mit unserer Kühlung etwas nicht in Ordnung ist. Wir halten immer wieder an und füllen Wasser nach. Gegen 15 Uhr kommen wir dann aber gut im Hotel Smeralda an. Es hat einen Pool, den wir gleich nutzen. Als wir zum Abendessen gehen wollen, fängt es plötzlich an, heftig zu regnen. Wir warten das Unwetter ab, und finden abseits der Hauptstraßen ein nettes Lokal, in dem wir die besten Spagetti Carbonara bekommen.

Nach dem Frühstück kaufen wir am Hafen Tickets für Sirmione, das wir gegen mittags anlaufen. Es ist wahnsinnig voll dort und die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel. Dennoch laufen wir den ganzen Ort ab und entschließen uns, das vorletzte Schiff zurück nach Lazise zu nehmen, ein paar tolle Fotomotive im Gepäck, denn der Ort mit seiner mittelalterlichen Burg ist einfach malerisch.

Ein letzter Bummel durch Lazise, ein letzes wunderbares Essen mit ausgezeichnetem Wein – und schon ist unser Familienurlaub vorbei. Herrlich war’s!

(August 2022)