Australien

Australiens Wilder Westen: Perth – Exmout

Anfang September und Perth erwartet uns mit Regen und 17 Grad. Was für ein Schock nach den feinen Tagen auf Bali. Überraschend schnell kommen wir durch die Einreisekontrollen, besorgen eine SIM Card, aktivieren “Uber” und sind eine halbe Stunde später in der Stadt. Es fällt uns gleich auf, dass hier alles eher ruhig zugeht, keine Spur von Großstadthektik. Hier kann alt und neu gut nebeneinander existieren und wäre es nicht so kalt, würden wir sicher eine längere Sightseeingtour machen. Toll ist, dass man im Stadtzentrum die Busse gratis benutzen kann.

Fremantle war früher ein eigenständiges Dorf und gehört jetzt zu Perth. Hier scheint die Zeit stillzustehen. Die gut erhaltenen Häuser, das ehemalige Gefängnis, das 1850 von den ersten Sträflingen erbaut wurde, die Markthalle und die vielen Pubs – alles macht einen idyllischen Eindruck und lässt sich gut zu Fuß erkunden.

Mit unserem Camper klappt es leider nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt haben. Eigentlich wollten wir ja nur 3 Tage in Perth bleiben und dann nach Melbourne fliegen. Von dort mit dem Camper bis Brisbane oder Cairns wäre leicht in 3 Monaten zu schaffen. Aber so kurzfristig ist für eine so lange Zeit nichts in unserem Budgetrahmen zu haben. Außerdem hat es in Melbourne derzeit keine 10 Grad und so zieht es uns nicht wirklich in den Osten.

Wir entschließen uns, für 2 Wochen ein Auto zu mieten und nordwärts zu fahren. In Exmouth hat es angenehme 28 Grad und auf dem Weg dorthin gibt es viel Spannendes zu sehen. Zwischenzeitlich versuchen wir weiter einen Campervan zu finden.

Der erste eindrucksvolle Stopp sind die Pinnacles in der Nähe von Cervantes, die vor Millionen von Jahren entstanden sind. Muscheln wurden in Sand zerlegt, der dann durch Wind und Wasser erodiert wurde. Manche dieser Kalksteinformationen sind bis zu 5 Meter hoch. Die 15,- AUD (etwa 9,- Euro) Eintritt ist es auf jeden Fall wert. Es gibt einen Fußweg und eine Autoroute, die man auch ohne Allrad gut bewältigen kann.

Am nächsten Morgen bekommen wir die Bestätigung, dass wir einen kleinen Campervan ab 18. September bekommen, den wir in Perth abholen und in Brisbane zurückgeben können. Die Route ist so natürlich viel länger und wir müssen vielleicht das eine oder andere auslassen. Aber egal – wir freuen uns.

Hier an der Küste bläst ein ständiger Wind vom Indischen Ozean, was dazu führt, dass sich die Bäume in eine bestimmte Richtung neigen. Ein Exemplar eines solchen “Leaning Trees” kann man direkt neben der Straße auf dem Weg nach Geraldton bestaunen. Dort wollten wir eigentlich übernachten, bekommen aber kein Zimmer. Da Kalbarri nur 2 Stunden entfernt ist und wir dort zumindest ein Zimmer in einem Hostel buchen können, fahren wir weiter. Entlang der Straße sehen wir jede Menge tote Kängurus, aber hier in Kalbarri hüpft endlich ein lebendes Exemplar direkt vor unserer Nase über die Straße (und überlebt).

Der Pink Lake ist unser erstes Ziel in der Umgebung. Er hat seine Farbe von einer Algenart. Schade, dass es so windig ist, mit unserer Drohne wären sicher spektakuläre Aufnahmen möglich gewesen. Aber von einem Hügel aus, hat man dennoch eine gute Sicht auf den See. Der Küste entlang gibt es viele Aussichtspunkte, die sehr gut ausgeschildert sind. Wir bewundern die rauhe Küste zum Beispiel bei der Natural Bridge oder am Eagle Gorge Lookout.

Denham ist ein kleiner Ort an der Shark Bay. Und ab hier ist endlich wieder Flip-Flop-Wetter. Wir haben ein kleines Häuschen fast direkt am Strand gefunden, in dem wir uns gut selbst versorgen können. Die Preise in Australien sind astronomisch und jeden Tag essen zu gehen, reißt ein Loch in unsere Reisekasse. Der überschaubare Ort ist schnell erkundet und zumindest ein Bier im lokalen Pub muss sein.

Schon um 8 Uhr morgens sind wir in Monkey Mia, wo Delphine ganz nahe zum Strand kommen. Sicher werden sie angelockt, weil man ihnen ein paar Fische füttert, aber es ist trotzdem schön zu sehen, wie elegant und verspielt sie sind. Wir sehen sogar kurz eine Schildkröte und auf einer Sandinsel tummeln sich Pelikane. Auf dem Rückweg halten wir an der Kleinen Lagune bevor wir zum Eagle Bluff weiterfahren. Wenn man Glück hat, kann man von dort Delphine und Wale beobachten. Wir sehen leider keine, aber eine Küste, die mit ihren Farbschattierungen beeindruckt. Letzter Stopp ist der Ocean Park, wo wir Haie, Mantas und viele Fische bestaunen – leider nicht in der freien Natur, sondern in entsprechenden Becken.

Der nördlichste Punkt, an den wir mit unserem Mietauto fahren dürfen, ist Exmouth. Hier mieten wir ein Zimmer an einem Campingplatz. So können wir uns schon mal ein bisschen ans Camperleben gewöhnen. Nach sieben Stunden Fahrt laufen wir nur noch ins Zentrum, um eine Kleinigkeit zu essen und Getränke einzukaufen.

Wir wollen die Tage hier ruhig angehen und haben eigentlich vor, nur zum 8 km entfernten Leuchtturm zu fahren und dann chillig am Strand zu liegen und im kristallklaren Wasser zu schnorcheln. Und Strände gibt es hier viele. Allerdings gibt es keine Infrastruktur dort: kein Schatten, keine Cafés oder ähnliches und das Wasser ist erstaunlich kühl. So fahren wir durch den gesamten Nationalpark bis die Straße am Yardie Creek endet. Hier gibt es einen Canyon und es wäre sicher toll, den per Boot zu erkunden. Es gibt zwar eine Anlegestelle und 2 Boote, aber leider niemanden, bei dem wir eine Fahrt buchen können. So schauen wir stattdessen eine Weile den Autos und Campingwagen zu, die nach dem Parkplatz noch weiter zum Sandstrand gefahren und nun dort steckengeblieben sind. Auf dem Rückweg nehmen wir noch den Blick auf ein Schiffswrack mit, das 1907 hier auf Grund gelaufen ist und seitdem vor der Küste vor sich hinrostet.

In Exmouth kann man Touren buchen, um Wale, Delphine und Schildkröten zu beobachten. Leider kostet so eine Halbtagestour 350 AUD/Person und das ist uns einfach zu viel. Wir beschließen, dafür dann am Great Barrier Reef einen Ausflug zu machen. So haben wir Zeit, zum Charles Knife Canyon zu fahren. Wir bleiben alle paar Meter stehen und schießen hunderte Fotos, weil der Anblick so schön ist. Was für eine tolle Alternative.

Und dann ist es schon Zeit, sich langsam wieder auf den Weg zurück nach Perth zu machen. Kurz vor Carnarvon, unserem ersten Etappenziel, sehen wir einen Wegweiser zu den Blowholes. Die müssen wir natürlich noch ansehen und da wir gut in der Zeit liegen, machen weitere 100 km Fahrt nichts aus. Schon von weitem sehen wir die Wasserfontänen und als wir über die spitzen Steine näher laufen, können wir regelrecht hören, wie das Meer in die Höhlen gedrückt wird und mit Riesendruck in die Höhe rauscht. Sehr spektakulär!

Am nächsten Tag ist es ungemütlich stürmisch und daher besuchen wir das Jetty Railway Museum und das Space and Technology Museum, in dem sich alles um die Mondlandungen dreht. Es ist nett gemacht und in dieser kleinen Stadt hätten wir das gar nicht so vermutet. Aber wenn man in Cape Canaveral war, wo sich das nunmal wirklich abgespielt hat (siehe Reisebericht Florida), kann es halt doch nicht mithalten.

Noch ein Übernachtungsstopp in Northampton und dann sind wir auch schon wieder in Perth, wo wir die letzten 3 Tage vor unserem Campertrip in Cottesloe verbringen.

Von Perth nach Melbourne

Endlich ist es soweit und wir können unseren Campervan übernehmen. Erst sind wir ein bisschen enttäuscht, weil wir ein anderes Modell bekommen und es schon eine echte Klapperkiste ist. Aber im Laufe der Zeit werden wir uns an unser neues Zuhause gewöhnen. Zuerst bunkern wir Getränke und Essensvorräte und dann machen wir uns auf nach Margaret River. Südlich von Perth wird die Landschaft immer idyllischer: riesige Felder wechseln sich mit Weinbergen und Viehweiden ab. Alles ist grün und ganz anders als im kargen Norden. Allerdings ist es auch hier immer noch recht kühl und regnerisch. So machen wir nur einen kurzen Spaziergang ins Städtchen, essen eine Kleinigkeit und planen, was wir am nächsten Tag alles besichtigen wollen.

Ohne Regen, aber bei stürmischem Wind sehen wir uns als erstes das Leeuwin Lighthouse an. Hier treffen der Indische und der Südliche Ozean in wilden Wellen aufeinander. Das angeschlossene kleine Museum ist liebevoll gestaltet, ebenso der Shop beim Eingang.

Danach fahren wir zur Hamelin Bay, wo auch heftige Wellen auf endlosen Sandstrand treffen. Selbst bei schönem Wetter wäre es hier nichts zum Schwimmen weil viele Schilder neben Mantas auch auf Haivorkommen hinweisen.

Ein kleiner Holzskulpturenpark ist unser nächster Halt, der aber rasch umrundet ist. Der dichte Wald mit seinen Karribäumen ist der eigentliche Grund, warum wir hierher wollten. Und mitten drin kann man ein Labyrinth erkunden. Entlang der Cave Road gibt es zahlreiche Höhlen, wovon wir nur eine besichtigen. Eine volles Programm für einen Tag, den wir gerne beim Kaminfeuer in “Settlers Tavern” ausklingen lassen.

Der 53 Meter hohe Gloucester Tree bei Pemberton kann normalerweise bestiegen werden, ist aber im Moment gesperrt. Dennoch können wir einen Blick darauf werfen und verstehen, warum er gut geeignet ist, um nach Buschfeuern Ausschau zu halten. Ebenso beeindruckend sind die Giant Trees und der Treetop-Walk im Giant Trees Valley. Am Ocean Beach in Denmark übernachten wir in einem der wunderbaren Big4-Campingplätze.

Ein besonderes Highlight erwartet uns in William Bay. Das klarste Wasser der Welt spiegelt sich in den Green Pools und ein paar Mutige sind auch schon am Schwimmen. Erst auf unseren Luftaufnahmen sieht man, welch tolle Farben das Meer hat.

Aber es warten an diesem Tag noch drei weitere Highlights auf uns: ein Blowhole, bei dem das Wasser zwar nicht wie im Norden spektakulär in die Höhe schießt, aber man hört die unglaubliche Kraft in 30 Meter Tiefe. The Gap, ein Felseinschnitt, bei dem das Meer gegen die Felsen tobt und die Natural Bridge, die ebenfalls unter Beweis stellt, was die Kraft des Wassers alles formen kann.

Über Albany, einem sehr hübschen historischen Städtchen, erreichen wir das nächste Nachtquartier. Das urige Wellstead Bush Park Camp gefällt uns sehr.

Der Pink Lake bei Esperance ist schon lange nicht mehr pink und uns nur einen kurzen Stopp wert, zumal wir an diesem Tag ein ganzes Stück fahren müssen. Das Grass Patch Camp ist unser letzter Halt, bevor es gute 1.500 km duch die Nullarbor Planes geht. Von Norseman bis Caiguna gibt es keine einzige Ortschaft, nur in regelmäßigen Abständen Tankstellen mit einem Motel und einem Carpark zum Übernachten. Außerdem ist hier auch die 90 Mile Road (knapp 150 km), die längste schnurgerade Straße Australiens. Die Landschaft ist eintönig, man begegnet kaum Fahrzeugen und man ist schon dankbar, wenn an den Tankstellen das eine oder andere bunte Tierchen oder Entfernungsschilder aufgestellt sind. Aber nach 3 Tagen, die wir nur mit Fahren, Tanken, Übernachten verbringen, haben wir es geschafft und erreichen Port Augusta. Hier können wir unsere Vorräte wieder auffüllen, denn an der Grenze zwischen West- und South-Australia mussten wir alles Obst und Gemüse abgeben. Das soll helfen, die Fruchtfliegenplage einzudämmen. Und die Fliegen sind wirklich lästig. Wir haben uns schon Netze gekauft, die man übers Gesicht ziehen kann, weil sie einem sonst in jeden Winkel kriechen.

Am nächsten Morgen gibt es ein böses Erwachen, denn unser Auto springt nicht mehr an. Gottseidank bekommen wir Hilfe vom Campingplatz und können die Fahrt nach Adelaide fortsetzen, wo wir zuerst die Station unseres Apollocampers ansteuern und unsere Batterie checken lassen. Ein großes Lob an die Leute dort, die ausgesprochen hilfsbereit sind. Danach steht einer Sightseeingtour durch die Stadt nichts mehr im Wege.

Wir wollen nicht nur der Küste entlang fahren und entscheiden uns für einen Abstecher ins Clare Valley, das als Toskana Südaustraliens gilt. Allerdings sind jetzt im australischen Frühling an vielen Weinstöcken oft nur erste grüne Blätter zu erkennen und wir kaufen vor Ort etwas lokalen Wein ein. Über das historische Burra und Renmark, wo wir Silokunst bewundern, erreichen wir Mildura. Zum ersten Mal bekommen wir keinen Platz auf einem Campingplatz weil gerade Ferien sind. Dank unserer WikiCamps-App finden wir einen herrlichen Platz am Fluss, an dem man gratis übernachten kann. Auch wenn die Nacht mit 10 Grad recht kalt ausfällt, ist der Blick unschlagbar.

Danach fahren wir wieder südwärts Richtung Küste bis Port Campbell. Der Twelve Apostles Nationalpark an der Great Ocean Road ist unser Ziel. Hier besichtigen wir The Grotto, die London Bridge und natürlich die Hauptattraktion, die Twelve Apostles, die neben Uluru der meistebesuchte Ort in Australien sind. Mir persönlich hat jedoch vor allem die London Bridge sehr gefallen.

Die nächsten Tage verbringen wir in Melbourne. Endlich haben wir wieder einmal 28 Grad und genießen einen Tag am Strand von Mount Martha. Allerdings können wir uns immer noch nicht überwinden, im Meer zu baden – im Gegensatz zu den Australiern. Cool finden wir, dass hier in jedem Park und Picknickplatz ein BBQ-Grill kostenlos zur Verfügung steht.

In Melbourne nehmen wir unter anderem Fitzroy Gardens mit den beiden Tudor Häuschen, Parliament Gardens mit dem Coles Fountain, Chinatown, die Central Clock und die Street Art Gässchen unter die Lupe. Ein besonderes Erlebnis ist der Albert Park, nicht nur weil man hier wunderbar am See entlang spazieren kann, sondern weil man die Formel 1-Strecke mit dem Auto abfahren kann, was wir natürlich mit Begeisterung tun.

Wir liegen gut in der Zeit und haben noch fast 2 Monate, um die Ostküste bis Cairns zu erkunden. Wir sind gespannt, was es hier alles zu entdecken gibt.

Ostküste und Outback

Nach so viel Großstadt freuen wir uns darauf, in der Natur zu übernachten. Entlang des Shoreline Drives bei “The Honeysuckles” gibt es eine Menge kleiner Plätze. Geschützt durch eine Düne entgeht man der starken Meeresbrise und ist fast für sich. Hier können wir auch endlich mal ein Lagerfeuer machen und den bunten Papageien zuschauen. In der Nacht stürmt es so stark, dass unser Campervan bedenklich wackelt, aber zumindest der angekündigte Regen ist bislang ausgeblieben.

Brandgeruch und Starkwind begleiten uns am nächsten Tag. Obwohl das Buschfeuer 1 Stunde entfernt ist, ziehen die Rauchwolken weit über das Land hinweg. Am Eagles Point in Bairnsdale ist es so stürmisch, dass man kaum aufrecht stehen kann und auch in Paynesville halten wir nur kurz und fahren weiter bis zu einem kostenlosen Campground am Cann River, wo es in der Nacht dann tatsächlich zu regnen anfängt.

Gottseidank bessert sich das Wetter im Laufe des Vormittag und wir können die Rockpools besichtigen.

Es wird zunehmend sonnig, wenn auch immer noch windig und definitiv zu kalt zum Schwimmen. So bleiben uns nur schöne Einblicke auf die Buchten in Bendalong, das Little Blowhole und die Bombo Headlands in Kiama, wo wir zum ersten Mal 2 Wale beobachten können. Hier gefällt es uns sehr gut. Kiama liegt auf einem Hügel, begrenzt von 2 Buchten und Weinbergen im Hinterland.

Weiter geht es nach Sydney, wo wir ein langes Wochenende verbringen. Infos und viele Fotos dazu haben wir in unserem Blogbeitrag Sydney veröffentlicht.

Abwechslung muss sein – daher geht es nun wieder in die Berge. Wie gut, dass die Blue Mountains nur 1 Stunde von Sydney entfernt sind. Wir wandern zu den Wentworth Falls und übernachten in Katoomba, wo wir ganz in der Nähe unseres Campingplatzes einen herrlichen Ausblick auf Schluchten und die “Three Sisters” haben. Auch vom Cahills Lookout haben wir einen spektakulären Blick. Und praktischerweise liegen viele Lookouts gut ausgeschildert entlang unserer Fahrtroute, nur einen kurzen Fußmarsch von der Straße entfernt.

Bathurst ist eine alte Goldgräberstadt. Leider ist nicht mehr allzu viel davon zu sehen. Aber es gibt noch wunderschöne alte Häuser und wir genießen den Bummel durch das Städtchen.

Wir sind etwas enttäuscht, dass wir so wenig Tiere beobachten können, bis auf erschreckend viele tote Kängurus entlang der Straße. In Dubbo gibt es einen Zoo, bei dem man mit den Auto von Gehege zu Gehege fahren kann und trotzdem wird man in 2 Stunden nicht fertig. Man kann sogar in Zelten direkt im Park übernachten und die Tiere haben hier wirklich viel Platz. So sehen wir neben vielen afrikanischen Tieren auch endlich unseren ersten Koala.

Am späten Nachmittag erreichen wir den Warrumbungle National Park. Weit und breit gibt es keinen Ort und daher ist der Nachthimmel besonders dunkel und ideal, um Sterne zu beobachten. Und das lustigste: Hier spazieren die Kängurus friedlich durch unseren Campground und lassen sich von uns nicht stören.

Wir fahren den Waterfall Way Richtung Osten. Die ersten paar Stopps auf unserer Liste sind nicht so toll und führen uns teils über steile, staubige Seitenstraßen. Die Ebor Falls sind derzeit sogar geschlossen und so bleiben uns als letzter Punkt die Dangar Falls. Und die sind wirklich schön. Am Fuß des großen Wasserfalls kann man sogar baden.

Als wir an diesem Abend unser Camp aufschlagen sehen wir erst, wie viel Staub unsere Abstecher in den Innenraum geweht haben und es ist zunächst mal eine große Putzaktion fällig. In den letzten Tagen hatten wir zunehmend sonniges Wetter, aber die Nächte sind immer noch kalt. Zumindest wir wachen oft auf, weil es uns friert. Gut, dass es gleich wärmer wird, sobald die Sonne aufgeht. Es sind nur 30 km bis Coffs Harbour und wir fahren zuerst zu einem Lookout mit Blick aufs Meer und über die Stadt. Danach parken wir am Hafen und laufen von dort auf Muttonbird Island. Es eröffnet sich ein herrlicher 360 Grad Blick auf Meer, Strand und Stadt. Auch von hier sehen wir Wale, was für uns schon etwas ganz Besonderes ist. Was uns auch beeindruckt, sind die riesigen Wellenbrecher rund um die Bucht. Hier muss es zeitweise ganz schön toben.

Wir fahren in den Woolgoolga Rainforest um dort zu einem Wasserfall zu laufen. Nach einem ungewollten Umweg über eine Bananenplantage, finden wir den Picknickplatz, von dem der Wanderweg losgeht. Nicht ganz 2 km sind es bis zum Wasserfall, der dann so gut wie ausgetrocknet ist. Macht aber nichts, denn der Spaziergang durch den Wald ist sehr idyllisch und am Picknickplatz gönnen wir uns dann ein ausgiebiges Frühstück.

Weiter im hügeligen Landesinneren liegt Nimbin, ein kleines Hippiedorf, in dem die Zeit in den 60er Jahren stehengeblieben ist. Dementsprechend viele ältere Aussteigertypen gibt es hier und wir haben Glück, dass an diesem Wochenende ein Musikfestival stattfindet und wir dennoch einen Platz im Campground bekommen. Hier steigt uns gleich der Duft von Räucherstäbchen und so manch anderem Kräutchen in die Nase. Das Dörfchen selbst ist schnell erkundet. Wir schauen in fast jedem Shop vorbei, hören den Musikern zu und unterhalten uns mit einem deutschen Pärchen, das hier seit über 30 Jahren einen Laden betreibt. Ein sehr chilliges Wochenende.

Byron Bay ist unser nächstes Ziel. Wir halten am Leuchtturm und laufen dort die verschiedenen Wege zur Bucht ab. Nach wie vor sind wir fasziniert, wie das Meer entweder in sanften Wellen zum Sandstrand läuft oder sich an den rauhen Felsen bricht. Und alles so nahe beieinander. Danach fahren wir durch den Ort selbst und obwohl sich viele nette Shops und Cafés abwechseln, drängt es uns nicht, irgendwo anzuhalten.

So fahren wir weiter bis Hastings Point. Hier bleiben wir 2 Tage, denn wir wollen einen Tagesausflug nach Goldcoast machen. Bisher dachten wir ja immer, dass damit ein Küstenabschnitt gemeint ist, nun lernen wir, dass es eine Stadt mit diesem Namen gibt. Obwohl wir nicht einmal 50 Minuten bis dorthin brauchen, kommen wir in eine andere Zeitzone, denn wir überqueren die Grenze nach Queensland. Da wir am Paradise Beach parken, werfen wir zuerst einen Blick auf den endlosen Sandstrand. Dann überblicken wir die Stadt vom Skydeck aus und schlendern durch die Geschäfte der nahen Fußgängerzone. Als Abschluss gönnen wir uns noch eine Ducktour. Das haben wir in Florida schon einmal gemacht und ist ganz lustig, weil man so die Stadt sowohl von der Straße als auch vom Wasser aus sehen kann.

Obwohl es – wie bisher überall an der Küste – sehr windig ist, war es ein toller Ausflug. Jetzt freuen wir uns aber auf die nächsten Tage. Denn es geht ins tiefe Outback von Queensland. Was wir hier alles gesehen und erlebt haben, findet ihr in unserem Blogbeitrag “Ab ins Outback”.

In Townsville sind wir schließlich wieder an der Küste. Leider sehen wir gar nichts davon, denn ich liege krank im Bett und Chris wird von Hunderten Mücken zerstochen. Nach 2 Tagen können wir unsere Fahrt Richtung Norden fortsetzen. Unser Ziel ist Cairns und die Route führt uns an riesigen Zuckerrohrfeldern und Bananenplantagen vorbei. Hier gönnen wir uns am Campingplatz eine Cabin und genießen es, wieder einmal in einem richtigen Bett zu schlafen. An der Stadt gefallen uns vor allem die lange Promenade, der Hafen und die Lagune – ein kostenloses, öffentliches Schwimmbad. Cairns ist auch einer der Ausgangspunkte zum Great Barrier Reef, weswegen wir hier sind. Eine Tour ist rasch online gebucht und so können wir endlich ins Wasser und schnorcheln (siehe Blogbeitrag “Vor der Küste”)

Nicht nur vor der Küste gibt es viel zu sehen, auch das Hinterland von Cairns ist sehenswert. Früh morgens starten wir bei den Babinda Boulders, die rund geschliffen in einem schönen Flußlauf liegen. Eine Gruppe junger Leute schwimmt dort gerade und dieser Gruppe werden wir im Laufe des Tages immer wieder begegnen. In 2 Stufen stürzen sich die Josephine Falls hinunter und bilden am Ende eine Rutsche in einen kleinen, aber tiefen, Pool. Ganz spontan stoppen wir auch beim Tropical Skywalk und machen einen Spaziergang durch den Regenwald. Teils ebenerdig, teils über den Baumgipfeln geht der gut ausgebaute Weg durch die Landschaft. Begleitet von lautstarkem Gezwitscher und Gezirpe eröffnen sich dabei wunderschöne Ausblicke über das Tal. Es steht noch ein weiterer Wasserfall auf unserer Liste, aber dann entdecken wir, dass es einen Waterfalls-Drive gibt, der gleich zu 3 Wasserfällen führt und nur 10 km länger ist. So entdecken wir die Millaa Millaa Falls, die Zillie Falls und die Ellinja Falls. Das Atherton Tableland beeindruckt uns sehr und da wir durch die vielen Stopps doch recht lang gebraucht haben, beschließen wir kurzerhand auf einem Campingplatz in Atherton zu übernachten und erst am nächsten Morgen wieder zurück zur Küste zu fahren.

Wir haben es nicht eilig. Denn wir haben noch fast 1 Monat Zeit und es sind nur mehr 1.700 km bis Brisbane. Das schaffen wir locker. Daher halten wir am Lake Eacham, frühstücken dort gemütlich und genießen die kurvenreiche Fahrt von 1.000 Meter hinunter auf Meereshöhe.

Am Wongaling Beach entspannen wir uns für zwei Tage. Wir haben einen langen, fast menschenleeren Sandstrand direkt vor der Nase. Nur schwimmen gehen kann man hier leider – wie so oft in Queensland – nicht. Quallen, Krokodile oder Rochen, irgendetwas davon ist meist im Wasser.

Auf Airlie freuen wir uns besonders. Es ist nicht nur ein hübscher Ort mit vielen Shops, Bars und Cafés – von hier starten wir mit dem Katamaran “Camira” zu den Whitsunday Islands. Fotos und Infos dazu haben wir im Blogbeitrag “Vor der Küste” untergebracht. Die Tage hier zählen zu den schönsten und wir schließen unseren Aufenthalt noch mit einer Jetskitour ab.

868 Meter lang ist der Urangan Pier in Hervey Bay, unserem nächsten Stopp. Auch hier haben wir Glück und bekommen einen Platz auf einem Campground direkt am Meer. Endlos lang zieht sich eine Promenade am Meer entlang. Endlos lang ist auch der Rainbow Beach. Mit Allrad könnte man direkt am Strand entlang fahren, was sicher auch eine Erfahrung wäre. Und in dieser Gegend kann man auch gefahrlos schwimmen. In der Tin Can Bay kann man morgens Delphine beobachten. Wir kommen leider erst am Nachmittag an. Es herrscht Ebbe und so manches Boot liegt auf dem Trockenen.

Sehr liebevoll angelegt und gepflegt wird das Historical Village ganz in der Nähe unseres Campingplatzes. Wir haben ein kleines Museum erwartet, aber es ist viel größer als gedacht und wir brauchen gute 2 Stunden, um alle Gebäude zu besichtigen. Die meisten sind Originale und wurden aus der Umgebung hierhergebracht und wieder aufgebaut. Jedes Gebäude widmet sich einem Thema und zeigt den Fortschritt von den 1880er-Jahren bis heute.

Fraser Island (auch K’gari genannt) ist mit 120 km Länge die größte Sandinsel der Welt. Mit der Fähre erreicht man sie von River Heads in 40 bis 50 Minuten. Die ganze Insel kann nur mit Allrad befahren werden und wir erkunden sie im Rahmen einer geführten Tour (siehe Blogbeitrag “Vor der Küste”).

Childers mit seinen vielen historischen Häusern, ein Besuch in der Bundaberg Destillerie und das Gympie Gold Mine Museum bilden den Abschluss in der Gegend um Hervey Bay. Bestimmt gäbe es noch viel zu entdecken, aber auf uns warten jetzt 6 Tage relaxen am Strand an der Sunshine Coast.

Und wir haben solches Glück! Unser Stellplatz im Maroochydor Beach Holidaypark ist nur durch einen Zaun und eine kleine Düne vom Meer getrennt. Herrlich, hier aufzuwachen. Es ist sonnig und warm und in 2 Minuten sind wir am Strand und können den Surfern zuschauen. Und man kann hier auch gefahrlos ins Wasser gehen. Wir verbringen die Tage hier ganz faul.

An unserem geplanten Abreisetag beginnt das Wetter umzuschlagen und wir verlängern noch einmal um 2 Tage. Wir wollen als nächstes eine Wanderung in Noosa Head machen und da sollte es trocken sein. So machen wir uns also etwas später als geplant auf zum Coastal Walk. Da wir für den ersten Teil länger brauchen als gedacht, übernachten wir in Noosa und machen den 2. Teil am Folgetag. Noch einmal sehen wir schöne Buchten, Klippen und einen Rockpool. Außerdem werden wir mit dem Anblick von Delphinen, Schildkröten, einem Lizard und einem Osprey (Fischadler) belohnt. Und mit etwas Muskelkater.

Lake Somerset ist dann unsere letzte Station vor Brisbane. Der Campingplatz ist riesig und füllt sich am Wochenende zunehmend mit Leuten, die ihre Boote und Jetskis dabei haben. Außerdem können wir allerlei Tiere beobachten, die ohne Scheu herumlaufen. Da gerade ein Pferderennen in Kilcoy stattfindet und wir noch nie bei einem waren, besorgen wir uns Karten und verbringen einen Tag im kleinen Dörfchen und auf der Rennbahn, wo wir neben den Pferden auch die Damen mit ihren tollen outfits bestaunen.

In Brisbane mieten wir uns im “Brisbane Gateway Resort” ein kleines Häuschen. So können wir den Camper in Ruhe ausräumen, unsere Sachen waschen und alles verkochen, was noch in unserem Kühlschrank zu finden ist. Aber wir machen auch eine kleine Sightseeingtour in die Stadt: Der Spaziergang am Riverwalk bietet einen tollen Blick auf die Stadt und endet an der Story Bridge. Bars, Cafés und Restaurants – alle mit Blick auf den Fluss – laden zu einer Pause ein. Danach spazieren wir durch den Botanischen Garten und landen schließlich in der Fußgängerzone, wo alles schon weihnachtlich dekoriert ist. Echt seltsam bei 30 Grad, zumal uns von daheim Bilder mit tief verschneiter Landschaft erreichen.

Und dann sind unsere 3 Monate Australien vorbei. Wir haben atemberaubende Landschaften, viele teils unbekannte Tiere und Pflanzen gesehen und ein bisschen an der Lebensart der Australier teilhaben dürfen. Die Weite und Größe des Landes hat uns nicht nur einmal erstaunt und dabei haben wir erst einen kleinen Teil gesehen. Nach fast 18.000 km geben wir unseren Campervan, der tapfer auch die holprigste Straße bewältigt hat, zurück, übernachten im Flughafenhotel und brechen um 4:45 Uhr ein weiteres Mal auf Richtung Bali.