Prag

Domus Henrici ist unsere Hidden Places-Unterkunft in Prag. Und wirklich laufen wir ein paar Mal vorbei, ehe wir sehen, dass das unser Hotel ist. Der Eingang sieht wie jede andere private Haustür aus. Innen sehen wir alte Gewölbe, in denen sich der Frühstücksraum befindet, schöne große Zimmer und von der Terrasse aus haben wir einen unglaublichen Ausblick auf Prag.

Wir sind auf dem Berg Hradschin, wo seit über 1000 Jahren die Prager Burg das politische und kulturelle Zentrum der Stadt bildet. Es heißt, sie sei mit ihren drei Schlosshöfen das größte geschlossene Burgareal der Welt.

Sie wurde im 9. Jahrhundert errichtet. Im Laufe der Zeit hat sie sich immer wieder verändert. So wurde Mitte des 14. Jahrhunderts der Veitsdom ergänzt, dessen Türme noch heute die Burganlage überragen. Und, sie ist die Residenz des Präsidenten der Tschechischen Republik.

Bekannt ist vor allem die Geschichte um den Prager Fenstersturtz (Mai 1618): Der Statthalter von Kaiser Ferdinand II wurde aus dem Fenster geworfen. Das war der Auslöser für den Dreißigjährigen Krieg. Den Raum im Ludwigsflügel, in dem das Ereignis stattfand, gibt es noch.

Über die alte Schlossstiege gelangen wir ins Zentrum, was vor allem beim Nachhauseweg eine Herausforderung ist, denn die Stiege ist ganz schön steil.

Die so ziemlich berühmteste Straße Prags befindet sich auf der Prager Burg: Das Goldene Gässchen. Hier sind die Häuser so klein, dass man glaubt in der kleinsten Straße der Welt zu stehen. Berühmt ist das Goldene Gässchen vor allem aus zwei Gründen: Hier sollen Alchimisten am Werk gewesen sein, die künstlich Gold und den Stein der Weisen hergestellt haben sollen und im Haus Nummer 22 hat Franz Kafka gewohnt und gearbeitet (zwischen 1916 und 1917). Wir besichtigen auch noch ein Spielzeugmuseum, bevor wir hinunter ins Zentrum laufen.

Die Karlsbrücke ist eine der ältesten Steinbrücken Europas. Sie wird von zwei Türmen begrenzt und ist nur
für Fußgänger geöffnet und daher herrscht hier ein ziemlicher Rummel. Mit 16 Bögen verbindet sie die
Stadtteile Malá Strana und Staré Mesto, also die Altstadt und die Kleinseite. Einer der Türme ist der Pulverturm. Er zählt zu den 13 Befestigungstürmen und Toren, die füher die Altstadt von Prag umgeben haben.

In der Altstadt ist vor allem das Rathaus mit seiner astronomischen Uhr sehenswert. Sie wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts an der Südmauer fertiggestellt. Einige Teile der Uhr sind jedoch noch älter, wie das astronomische Ziffernblatt: Es stammt aus dem Jahr 1410. Im 17. Jahrhundert wurde die Uhr um bewegliche Figuren ergänzt: Zu jeder vollen Stunde setzt sich zu Glockenklängen eine Prozession der 12 Apostel in Bewegung.

Auch die Teynkirche, das Palais (Golz)-Kinský, das Haus zur Steinernen Glocke und das Denkmal für Jan Hus befinden sich am Rathausplatz.

Wir bewundern das Panorama der Stadt von der Moldau aus mit einem der Ausflugsboote und sehen den Salon der Expo 58, die Prager Burg, die Karlsbrücke, das Rudolfinum und das Nationaltheater. Die Dampfer legen direkt bei der Cech-Brücke an und ab und sind nicht zu verfehlen.

Das Gemeinde- oder Repräsentationshaus Obecní Dum liegt direkt neben Pulverturm. Am 28. Oktober 1918 wurde hier die Gründung der Tschechoslowakischen Republik ausgerufen. Heute finden hier Ausstellungen, Konzerte und Events statt. Außerdem sind ein paar Cafés und Restaurants untergebracht. So richtig besuchen kann man das Gemeindehaus allerdings nur mit einer Führung.

Noch bevor der  Wenzelsplatz angelegt wurde, war im unteren Teil bereits das Kloster St. Maria (im) Schnee gegründet worden. Der Grundstein wurde von Karl IV. selbst im September 1347 zum Gedenken an seine Krönung zum böhmischen König gelegt.

Danach suchen wir den restlichen Tag nach einem der geheimen Zugänge zu den Katakomben. Im 13. Jahrhundert lag die Stadt nämlich einige Meter tiefer als heute. Um der Überflutungsgefahr zu entgehen, entschied man sich, die Straßen der Stadt nach oben zu versetzen. Nach dieser riesigen Bauaktion wurde das untere eigentliche Stadtlevel unter dem neuen begraben und geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Wir werden leider nicht fündig. Entweder sind wir einfach zu blind, oder man muss eben doch eine der Touritstentouren dafür buchen. Vielleicht beim nächsten Mal.

Von unserer Terrasse aus sehen wir abends immer einen beleuchteten Turm. Erst später erfahren wir, dass das der Petrin Turm ist. Von seiner Plattform aus hat man einen wunderbaren Blick über Prag.

Wir besuchen Prag im Oktober und haben ein sehr kaltes Wochenende erwischt. Obwohl wir ständig unterwegs sind, sind wir froh, wenn wir uns an einem der offenen Feuer ab und zu die Hände wärmen können. Was inzwischen bei uns auch schon absolut üblich ist, entdecken wir zum ersten Mal in Prag: Trotz der Kälte haben viele Restaurants im Freien bestuhlt und einfach Heizkanonen dazugestellt.

Warum Prag als “Goldene Stadt” bezeichnet wird, ist für uns nicht offensichtlich aber wir lesen es nach und erfahren, dass zum einen Kaiser Karl IV. die Türme der Prager Burg vergolden ließ. Zum anderen unterstützte Rudolf II. mehrere Alchimisten bei der Suche nach Gold.

Die Unesco erklärte 1992 den historischen Kern Prags zum Weltkulturerbe. Der Bereich umfasst den Berg Hradschin mit der Prager Burg, den Stadtteil Kleinseite, die Altstadt einschließlich Karlsbrücke und Josefstadt sowie die Neustadt.

Fazit

Prag hat geschichtlich einiges zu bieten und ein Streifzug durch die Gässchen außerhalb des Stadtkerns lohnt sich. Dennoch sind wir insgesamt ein bisschen enttäuscht und machen uns schon früher auf den Heimweg, um in Pilsen noch einen Abstecher in das dortige Biermuseum zu machen.

(Oktober 2004)